Wollny, Rantala, Możdżer

Jazz at Berlin Philharmonic VII

„Eines der wohl interessantesten Erlebnisse der philharmonischen Saison“ Berliner Morgenpost

„Drei Männer, drei Flügel, ein Gefühl – Jazz“: So fasste das ZDF heute journal den Pianogipfel vom 31. Mai 2016 im ausverkauften großen Saal der Berliner Philharmonie zusammen. Und ging hymnisch ins Detail: „Iiro Rantala, Leszek Możdżer, Michael Wollny – jeder Einzelne eine Klasse für sich. Spielen sie zusammen, wird es magisch.“ Ein Erlebnis mit Déjà-vu-Charakter, denn diese drei Größen des Jazzpianos hatten im Dezember 2012 bereits den fulminanten Startschuss für die von Siggi Loch kuratierte Konzertreihe „Jazz at Berlin Philharmonic“ im berühmten Klassiktempel der Hauptstadt gegeben.

Mit Leszek Możdżer, Iiro Rantala und Michael Wollny traten nun also zum zweiten Mal drei herausragende, vielfach preisgekrönte und etablierte Vertreter des europäischen Jazz gemeinsam an. Eine Generation, die ihr Instrument auch klassisch erlernt hat und schon deshalb um die eigene Musiktradition weiß; die auf diesem Weg den Jazz und seine Freiheit kennen und lieben gelernt hat; und die schon wegen ihrer Jugend sozusagen zwangsläufig mit Rock- und Popmusik aufgewachsen ist. Musiker also, die, mit ihren Erfahrungen in allen Genres und Stilen, schlicht „Musik machen“, und dies jenseits spieltechnischer Limits „in the spirit of Jazz“, wie das Credo von ACT lautet.

Nach einem guten Dutzend stets ausverkaufter und umjubelter „Jazz at Berlin Philharmonic“-Konzerte, bei denen sie einzeln auch in anderen Konstellationen spielten, war es spannend, zu hören, was sich bei den Dreien seitdem entwickelt hat:

Der Finne Iiro Rantala hat nach dem Ende seines 18 Jahre bestehenden, unkonventionellen Trio Töykeät seit 2011 ganz neue Farben in sein Spiel integriert. „Melodien voller Klarheit und Schönheit“, wie es der Stern unlängst festgestellt hat, stehen seitdem im Fokus seiner Kunst.

Die beiden Soloalben „Lost Heroes“ (2011) und „My Working Class Hero“ (2015), seine Hommage zum 75. Geburtstag John Lennons, katapultierte ihn endgültig ins internationale Rampenlicht. Die dort bewiesene künstlerische Aufrichtigkeit, der Respekt vor der Kraft der Melodien und die im Solo liegende Freiheit, das alles bringt Rantala auch hier beispielsweise bei seiner Komposition „Freedom“ zusammen.

Seine künstlerische Freiheit hat auch Michael Wollny gefunden, nachdem er zehn Jahre hart dafür gearbeitet hatte. Mit „Weltentraum“ (2014) und „Nachtfahrten“ (2015) aber sprach sich allgemein herum, dass es in Deutschland einen einmaligen Pianisten gibt; einen „vollkommenen Klaviermeister“ (FAZ), der für jedes musikalische Theorem eine eigene, stets überraschende Lösung findet. Wie hier im Duo mit Iiro Rantala bei „White Moon“, ein Stück seines frühen Entdeckers und wichtigsten Lehrers Chris Beier.

Bleibt das polnische „Phänomen“ (Süddeutsche Zeitung) Leszek Możdżer, der große Romantiker unter den europäischen Jazzpianisten. Seine „filigran schattierte Virtuosität ist faszinierendes Entertainment ohne Konkurrenz im gegenwärtigen Klavier-Handwerk“, stellte die FAZ fest. Możdżers Fähigkeit, das Leichte mit dem Schweren zu kombinieren, exerziert er bei Jazz at Berlin Philharmonic unübertrefflich vor, beim bildhaften, fast filmmusikalischen „She Said She Was A Painter“.

Wenn dann beim großen Finale alle drei gemeinsam unwiderstehlich über George Gershwins „Summertime“ und Chick Coreas „La Fiesta“ improvisieren, dann wird der Geist beschworen, der die „Jazz at Berlin Philharmonic“-Reihe von Anfang an geprägt hat und auch in Zukunft prägen wird: Sich bei außergewöhnlichen Künstler-Begegnungen der Jazztradition zu erinnern und sie individuell nutzbar zu machen für die Gegenwart und für einmalige, einzigartige Konzertmomente.

Leszek Możdżer / piano, Fender Rhodes
Iiro Rantala / piano
Michael Wollny / piano

Recorded live in concert at the Berlin Philharmonie, May 31, 2016
Recorded and mastered by Klaus Scheuermann
Mixed by Klaus Scheuermann & Bartek Kapłoński
Curated and produced by Siggi Loch